In der rezeptiven Musiktherapie nimmt die Tonalität ( Makam ) einen wichtigen Stellenwert ein.
In der Improvisation werden das Wesen eines Makams und seine Lebendigkeit spürbar.
Die Musiker sind nicht mehr an festkomponierte Notenreihen gebunden. Niemand muß sich mehr darauf konzentrieren, welche Note als nächstes kommt. Die Musiktherapeuten können sich von intellektuellen Barrieren freimachen, wie etwas im nächsten Augenblick zu sein hat und sich der Situation und den Bedürfnissen des Patienten völlig hingeben.
In der rezeptiven Musiktherapie wählt der Therapeut entsprechend der Probleme und Fragestellungen des Klienten ein oder mehrere aufeinanderfolgende Makame aus, in denen er dann improvisiert.
Nicht selten werden pentatonische Skalen verwendet. In tiefster Entspannung kann es dem Patienten gelingen, die Türen zu seiner Intuition und seinen verborgenen Heilkräften zu öffnen.
Er baut Vertrauen in sich selbst auf und in seine Entscheidungsfähigkeit.
Die Instrumente, auf denen improvisiert wird sind in der Regel:
Ud oder Kopuz, Rebab, Ney und Dombra, sowie der Klang des Wassers. Es können aber auch andere Instrumente hinzukommen, wie z.B. Çeng, Kanun, Rübab, etc.
Der Rhythmus und der Klang des Wassers sind von großer Bedeutung. Im Rhythmus geht der erste starke Schlag mit der Atmung einher. Der Rhythmus führt die Atmung unbewusst in einen Atemfluss, der zu Entspannung und Ruhe führt. Dies bedingt, daß sich Verkrampfungen und Blockaden lösen.
In etlichen Versuchen wurde nachgewiesen, daß Gefühle wie Trauer, Ärger und Wut häufig in Muskelverspannungen übergehen.
Das Instrument der Dombra, die im Wesentlichen den Rhythmus sanft prägt, gemeinsam mit dem Wasser führen den Hörenden ins Bild des ruhig dahin fließenden Flusses.
Es wird eine Verbindung zur Natur geschaffen, zur Lebendigkeit und Kraft.
Das Wasser des Flusses mündet vielleicht einmal ins Meer und kann im Bewusstsein eine Verbindung zum Gefühl der Unendlichkeit herstellen.
Der Fluss, der sich seinen Weg sucht und bahnt, steht auch für einen Lebenswillen, der sich seinen Weg sucht und nimmt.
Der Mensch lernt allmählich sein Bedürfnis nach Entspannung und innerer Einkehr ernst zunehmen.
In der Regel findet diese Arbeit im Liegen, also im scheinbar passiven Zustand statt. Doch im Inneren finden sehr aktive Reaktionen auf die Musik statt. Die Organe reagieren physisch und die Emotionen werden bewusst.
Wer sich lieber ganzkörperlich, physisch bewegen möchte, kann dies auch tun.